Empfohlener Beitrag

Zulassungszahlen KBA Januar 2024

Die Nummer 1 der Segmente und die Nummer 1 der alternativen Antriebe Pressemitteilung 05/2024 –  Kraftfahrt-Bundesamt   Flensburg, 7. Februa...

Donnerstag, 7. Oktober 2010

„Winterreifen haften nicht nur bei Schnee und Eis besser als Sommerreifen, sondern auch unterhalb von sieben Grad.“


„Winterreifen haften nicht nur bei Schnee und Eis besser als Sommerreifen, sondern auch unterhalb von sieben Grad.“
Dies behaupten verschiedene Reifen Hersteller und Verbände - Leider stimmt das nicht!

„Der Winter beginnt bereits ab 7 Grad“. Dies ist jedenfalls die Meinung des Deutschen Verkehrssicherheitsrats e.V. (DVR)  - „Initiative PRO Winterreifen“  Als „Partner“ der Aktion sind unter anderen die Reifenproduzenten Continental, Dunlop, Michelin und Pirelli ausgewiesen. Aber auch Der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV, Bonn) rät: „Von O bis O (Anm.: von Oktober bis Ostern), so besagt eine Faustregel, sollten die Kfz-Sommerreifen eingelagert und Winterreifen auf den Achsen montiert sein. Nicht nur bei geschlossener Schneedecke sind Winterpneus die adäquate Fahrzeugbereifung, sondern aufgrund ihrer speziellen Gummimischungen und Profile bieten sie bereits bei Außentemperaturen unter 7 Grad Celsius in der Regel die bessere Bodenhaftung.“
Die „7° These“ ist allerdings keinesfalls bewiesen. Sommerreifen sind um die 7°C und weniger im Bremsverhalten auf trockener und auch auf nasser Strecke Winterreifen völlig überlegen, wie Auto Bild bei Tests herausgefunden hat. Vom Reifenexperten des ADAC Ruprecht Müller gibt es hierzu auch eine klare Aussage: „Der Sommerreifen hat entscheidende Vorteile auf trockener und nasser Straße, auch bei niedrigen Temperaturen. Die sieben Grad seien „völlig willkürlich“ gewählt und durch keinen Testwert belegt."
Unbestritten ist, dass bei Schnee und Eis die Winterreifen aufgrund ihrer Lamellen natürlich die bessere Wahl sind. Denn die Lamellen verzahnen sich auf glatten Schnee- und Eisoberflächen, der steigt Verbrauch jedoch. Auf Schnee rutscht der Sommerreifen fast doppelt so weit. Dies liegt jedoch überwiegend am Profil und nicht an der Härte. Richtig ist auch, dass Winterreifen eine weichere Materialmischung besitzen, die bei Kälte elastischer bleibt als die der Sommerpneus. Aber Sommerreifen härten bei den vorgegebenen 7°C keinesfalls schon aus oder lassen in ihren Eigenschaften keinesfalls so nach, dass man sie bereits wechseln müsste.

Geplante Winterreifenpflicht

Laut Statistik sind in Deutschland die Hälfte aller Autos auch im Winter mit Sommerreifen unterwegs. Für diese Autofahrer wäre es sinnvoll, wenn sie ihr Auto bei Schnee und Eis stehen lassen, in vielen anderen Situationen bremst der Sommerreifen besser. Das Bundesverkehrsministerium plant jedoch aktuell eine Änderung der Straßenverkehrsordnung, die Winterreifen bei Schnee und Eis vorschreibt – aber eben nicht schon bei Kälte. Der Hintergrund: In Deutschland gibt es (noch) keine gesetzlich vorgeschriebene Winterreifenpflicht. Aber seit Mai 2006 schreibt die Straßenverkehrsordnung vor, dass die Ausrüstung von Kraftfahrzeugen an die Wetterverhältnisse anzupassen ist. In diesem Zusammenhang werden explizit geeignete Bereifung und Frostschutzmittel in der Scheibenwaschanlage genannt. Verstöße gegen die Vorschrift zur geeigneten Bereifung werden mit einem Bußgeld von 20 Euro belegt. Führen diese zudem zu einer Verkehrsbehinderung, sind 40 Euro und ein Punkt in Flensburg fällig. Diese Regelung ist jedoch inzwischen höchstrichterlich gekippt worden, weil sie nicht eindeutig genug formuliert war. Bis Ende 2010 soll nun durch eine Änderung der Straßenverkehrsordnung (STVO) für etwas mehr Klarheit gesorgt werden.

Was aber ist geeignete Bereifung im Sinne der StVO?

Dazu der BRV:

„Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Pkw-Winterreifen, die mit M+S, M&S oder M.S. gekennzeichnet sind, die Forderung nach geeigneter Bereifung im Winter erfüllen. Auch Ganzjahresreifen, die den Zusatz tragen, gelten als Winterreifen im Sinne der hierzulande für Reifen vorgeschriebenen gesetzlichen Regelungen. Erkennbar sind Winterreifen übrigens auch recht einfach an den gut sichtbaren Lamellen auf der gesamten Lauffläche bis in die Reifenschulter - das sind feine, meist zickzackförmige Einschnitte in den Profilblöcken. Selbst ein mit M+S gekennzeichneter Reifen ist für die kalte Jahreszeit optimal allerdings nur noch geeignet, wenn er genügend Profiltiefe aufweist. Empfohlen werden mindestens vier Millimeter. Darunter gehen Haftung und Traktion besonders auf Schnee und Eis spürbar zurück.“
Der Autofahrer sollte beim Reifenkauf nicht nur auf den Preis achten, sondern sich zumindest zuvor in einschlägigen Reifentests informieren, um für sich den Reifen im richtigen Preis-Leistungsverhältnis  zu finden.

Eine Frage darf am Ende sicherlich gestellt werden: „Muss es wirklich eine gesetzliche Regelung geben?“ In keinem anderen europäischen Land gibt es eine solche. Provokant möchte man hinzufügen: „Handelt es hier wieder um die typisch deutsche Regelungswut oder nur um besonders gute Lobbyarbeit?“

Quelle: Pressetext BRV

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen